So beginnen wir

Sicher gibt es jemanden, den interessiert, dass es im Jahr 1966 war, als ich zu meinem 4. Geburtstag einen roten aus Blech gemachten Traktor als Geschenk erhielt. Mit meinem schon damals offensichtlichen Geduld gelang es mir, ihn noch am selben Abend zu zerlegen, so geriet er in Stücken wieder unter den Weihnachtsbaum...

Einige Jahre später war ich schon der glückliche Besitzer einer elektrischen Piko-Eisenbahn der Spurweite TT , so konnte ich danach meine wachsende Modellbauleidenschaft bereits beim Zusammensetzen ausleben. Inzwischen ergänzten wir ihn mit vielen schönen Teilen und das Ergebnis wurde ein schöner, reicher Geländetisch.
Meine Kreativität verkörperte sich mit 13 Jahren in der Anfertigung einer elektrischen Gitarre oder später auch wegen meiner verschiedenen Berufe in der Formgebung von elektronischen Geräten.

Einimpfung

Ich muss ungefähr 15 Jahre alt gewesen sein, als ich ahnungslos zu meinem Cousin aufs Land Urlaub reiste. Er arbeitete gerade und drückte mir einen Stapel Kataloge in meinen Händen ( Robbe, Symprop, Multiplex, Graupner). Das erste Mal in meinem Leben sah ich funkgesteuerte Modelle, und als er nach Hause kam, war ich total fertig... Noch an demselben Nachmittag waren wir auf dem See und ich konnte das Wunder sogar ausprobieren. In einer Woche gab es ein FSR Wettbewerb in Szeged, wo ich schon in dessen Tiefe geriet. Es war noch früh am Morgen, es gab noch keine viele Bewegung, und István stellte mich einem sympathischen jungen Mann vor: "Ich bin Vilmos Kudlik", stellte der sich bescheiden und mit Händeschütteln vor (und damals konnte ich nicht wissen, dass ich später einmal mit der berühmtesten Modellbaufirma Graupner als Konstrukteur arbeiten kann). Es war damals dort die legendäre 10 ccm M7 Moki Ära.
Also, ich wurde regelrecht geimpft!
Mein erstes Modell war ein verkleinertes Kudlik-Magic, zu dem ich mir auf meiner ersten Reise nach Wien im Jahr 1982 einen 2,5 ccm Enya-Motor und Robbe 27 MHz AM-Radio mit 2 Kanäle beschaffte. Das Modell gelang richtig gut und mit weiterer Hilfe meines Cousins kam ins Boot schon ein 3,5 er Webra hinein und damit lohnte es sich schon, auch an einem FSR Wettbewerb in Budapest teilzunehmen.


So entpuppt sich der Distelfalter

Es gab bei uns eine klassische Modellbauzeitschrift, "Modellezés" die von dem alten György Prohaska redigiert wurde und die wir auch mit großem Interesse lasen, und später publizierten wir sogar regelmäßig in den nachfolgenden Ausgaben. Da wir damals dazu die Möglichkeit hatten, bestellten wir auch die DDR-Zeitschrift "Modellbau heute" und das tschechische "Modelar" und besuchten wir mit einem meinen Freund von Zeit zu Zeit das Landestechnische Dokumentationszentrum, wo wir einen Jahrgang aus den "Model Airplane News" durchsahen.
So konnten wir die heimischen und internationalen Trends aufmerksam und eifrig folgen.
Bevor ich mich mit dem Modellsport ernsthafter zu beschäftigen begann, spielte ich 6 Jahre lang Fußball, während dessen lernte ich, was vielleicht auch wichtig ist, in einer Mannschaft und vor Publikum zu spielen und natürlich auch zu verlieren. Also, wenn ich darüber einen Spaß machen möchte, dann könnte ich sagen, dass mit den Boote leichter war, nach dem einen oder anderen Wochenende in die Tageszeitung "Nationaler Sport" erwähnt zu werden.


Fleißige Jahre

Nach mehreren Jahren und nachdem einige neuen Rennboote gebaut worden waren, auch nachdem ich einiges Lehrgeld gezahlt hatte, kamen auch die ersten ernsthafteren Erfolge. Die erste I. Qualifikationsebene in der FSR 3,5, die erste Landesmeisterschaft in Nagykanizsa in FSR6,5 im Jahre 1987, und die ersten F1-V EM-Goldmedaillen in Malmö 1991. Es gelang mir, einen Haufen heimische und internationale Ergebnisse zu sammeln mit den unzähligen Trainingsstunden, die nach der Arbeit zu Hause in der Werkstatt mit Musik untergemalt wurden. Während dieser mühevollen Zeit wuchs auch mein Bruder heran. Er zeigte mit unserem mutwilligen, manchmal als Verrückt z.B. im Regen, aber sehr scharfsinnigen Tun seine Krallen. Neben unserem Interesse am Schiffsmodellbau zog uns auch das Autofahren und das Fliegen an, aber dieses gab uns Erfahrungen, Anregungen eher zu anderen Fahr und Bauübungen aus Holz. Es half uns, unsere Formenwelt zu erweitern oder Energie zu tanken. Zoltán ist heute (ja, wie unser Vater es auch war) stolzer Familienvater und ein von den herausragendsten Persönlichkeiten in der ungarischen und internationalen Szene. (Er war U.I.M FSR-3,5 Weltmeister und Naviga FSR-O 3,5 Weltmeister sowie CMB und Novarossi Vertreter.)


Wolken und Schatten

In den einstigen MHSZ-Zeiten (es war der Ungarische Verteidigungsverein für junge Leute) konnten wir neben der moralischen auch finanziellen Unterstützung erhalten, so hatten wir die Gelegenheit, mit dem Flugzeug oder mit dem Bus nach mehreren Länder zu reisen und dort Ungarn zu vertreten. Die zahlreichen internationalen Auftritte gaben uns die Chance, feste Freundschaften zu knüpfen und eine Lebensanschauung, eine Verhaltensweise, Routine zu erwerben. Daneben blieb immer Zeit, die jeweilige Stadt zu erkunden und neben den Ergebnissen mit schönen Erinnerungen und vielen Fotos heimzukehren.
Manchmal musste ich leider auch Enttäuschungen durchleben; als Folge der nicht fairen Entscheidung der damaligen Fachkommission bzw. mithilfe eines späteren Sponsors die Registrierung zu spät abgegeben wurde und ich statt der erhofften Teilnahme an der FSR-Weltmeisterschaft in Nyköping-Schweden 1992 nur als aktiver Fan teilnehmen konnte. Na ja, ich überlebte früher auch unsere männliche Einweihungszeremonie, nicht gesprochen von einigen Bädern, die auch die Römer mich hätten beneiden können. Trotz alledem konnte man mich glücklich nennen, denn ich konnte mich mit dem Fachbereich beschäftigen, was ich immer noch liebe.
Unser Verein BKV MSE unter der Leitung von László Molnár gab uns alle erdenkliche Unterstützung, die es und ermöglichte ein gutes Gleichgewicht zu finden. Selbstverständlich sahen auch sie, dass neben Rizinus auch Titan in unseren Adern floss und das gilt auf mehrere von uns in der Mannschaft. Früher veranstalteten wir dann zu Ihrem Gedenken den traditionellen BKV Pokal in dem Budapester Zentralpark.
Nach der ersten Schremser Einladung gelang es uns, mit der österreichischen Mannschaft eine familiäre Beziehung aufzubauen, sodass es zu vielen Begegnungen hier und dort kam, bei denen es sich nicht nur um Schiffsmodellwettbewerbe handelte. So, im Nachhinein sagt das Wort "Gemeindebeziehung" sicher auch vielen anderen etwas.


Auftritte in den Medien

Ich hatte die Gelegenheit mehrmals in verschiedenen Zeitungsreportagen und im Fernsehen eine "Rolle" zu spielen bzw. aufzutreten, so z.B. einmal in der vielgesehenen Livesendung im Fernsehsender-MTV "Fenster Magazin". Wir wurden auch dort "trainiert", weil wir gar keine Vorgespräch hinter den Kulissen den unseren richtigen Zeitpunkt abwarten mussten (wie vor einem Lauf), dann prasselten die direkten Fragen auf uns ein. Ich erinnere mich nur daran, wie ich mich verabschiedete; " Wir sind froh wenn wir unsere Rennsport populärer machen können" Ich denke, dass ungefähr bzw. insgesamt drei Millionen Menschen die Sendung empfangen konnten. Oder ich könnte die ungarische RTL Sendung "Was-Wieviel-Wofür Magazin"erwähnen.
Also, wir wurden manchmal (auch) so eingesetzt, obwohl wir nicht gerne dazu geboren worden.



"Sir Spieler"

Vor ein paar Jahren erhielte ich vom Innenministerium eine Einladung, wo im Rahmen eines Empfanges, höchstpersönlich von Pál Schmitt übergegeben, ein "Erinnerungsgegenstand" gespendet wurde. Das war allerdings nichts anderes, als eine zu jeder Viertelstunde musizierende "Big Ben Westminster" Seiko-Standuhr, zusammen mit der Beigabe einer nicht alltäglichen staatliche Urkunde. Vielleicht bin ich darauf demütigsten, dass unsere Arbeit und vielleicht auch unsere Kultur auf diese Weise anerkannt wurde.

 

 

Doppelt oder nichts

Wir schreiben noch 1993, als ich mich mit Volldampf auf die große Herausforderung vorbereitete, die F1-V Weltmeisterschaft in Wendlingen-Deutschland. Vielleich wird es gelingen, die Chinesen zu verdrängen. Nur in der 15er Kategorie, jedoch baute ich zwei neue Modelle. Um so meine Chancen zu verdoppeln. In einem 6,5 er Bootsrumpf baute ich einen leichten und verhältnismäßig kleineren 13 ccm CMB Motor und in dem schon bewährten 15 er Bootsrumpf mit der Unterstützung von Herrn Gualtiero Picco die Neuentwicklung, aber offensichtlich robusteren P90 Idro 15 ccm Antrieb, (und mit Marles FSR Resonanzrohr aus Stahl) als der vorige P 80 war. Die ersten Schwimmversuche gaben noch keinen Anlass zur Hoffnung, aber die späteren schon. Es kam der schöne sonnige Sommer und damit sank der Wasserstand des Trainingssees schon unter die kritische Marke von einem halben Meter. Na und dann es hat auch, wie wir auch wissen, die Medaille zwei Seiten, wir kamen wie immer, und die Rakete bohrt sich nach einigen Routinerunden in den Schlamm ein.
Hinein, hinaus, nach Hause, zerlegen, den Motor reinigen, überprüfen, nix anderes, zusammenbauen.
Es gab kein anderer See anderes also da sich der Wettkampf nähert, beginnen wir von vorne, das ist Flucht in den Sieg.
Bei den der Landesmeisterschaft kurz vor der Weltmeisterschaft gelang es uns, ein ermutigendes Ergebnis zu erzielen, aber bei den nachfolgenden Endproben stellte sich heraus, dass das Gehäuse des Piccos einen Riss bekommen hatte, und es nicht geschweißt werden konnte. Also, ein Anruf nach Stuttgart, dass wir an der Weltmeisterschaft teilnehmen werden und einen Ersatzteil brauchen würden. Kein Problem, es geht. Unsere Reise führte uns direkt zu Gundert, später nach den wiederholten Tuningoperationen und nach dem Zusammenbau noch am Ort der Wettbewerb probierten wir noch unsere verlorenen Träume aufs Neue zum Leben zu erwecken. Training auch im Morgengrauen, (wie zu Hause, aber dort wegen noch Windstille) aber das ist "der Zipfel des Rocks", das erhoffte Resultat erreichten wir nicht. Im letzten Lauf wehte ein frischer Wind und das Stück zeigte sich auch ein wenig ermutigend, ja was uns auch erleichterte. Na, nun müssen wir uns zusammenreißen! Ich sehe es noch heute auch als kleines Wunder an, dass ich die ersten fünf Bojen wortwörtlich und wahrhaftig streifend nahm, als nach der ersten Rechtskurve der einst schon bessere und schlechtere Zeiten gesehene "Balanstischen" katapultierte und nach 4-5 Meter Flug mit einer Messerfigur im sich kräuselnden, kristallklaren Wasser verschwand.. Kurze Pause, und als aufs Neue der rote Bootsrumpf auftauchte, applaudierte höflich das Publikum. Eine gewisse Genugtuung, und dass ich wenigstens auch so die erste Stufe des Podiums ersteigen konnte und noch einmal lächelte. Während ich unseres Depot fand, wo wir die Lage konstatierten, tritt mein späterer Kollege Peter Schmidt zu mir, (sonst er war früher auch der Leiter der NAVIGA M-Sektion) und sagte: "Ich freue mich darüber dass ich Sie beim Wettkampf sehen konnte und möchte fragen, ob Sie Lust hätten uns bei Graupner zu arbeiten?"



Herr Tóth

Anderthalb Jahre waren zu kurz aber es zu erzählen, wäre zu lang. Eines ist sicher, dass sie mich als absolut gleichrangigen Partner behandelten.
Meine erste Aufgabe war der Zusammenbau eines bereits seriemäßigen Azimut Atlantic Challangers. Das gelang auch richtig gut. Danach bekam ich eine selbstständige komplexe Aufgabe, und zwar das "Mega Dragstar" Mono-2 Rennboot zu einer populären Serienproduktion zu konstruieren. Mit der selbstlosen Hilfe von Egon Will bei Ihm zu Hause in Ottobrunn bei München (von ihm stammte ursprünglich das Unterwasserschiff) gelang es, die erwünschten Einbaumessungen zu finden, dann schon beim ersten Wettbewerb hat es eine gute Figur gemacht. Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im Jahre 1995 hatte auch mein Bruder Lust, eine Maschine dieses noch ungewöhnlichen, aber spektakulär schnellen Typs zu bauen. Er verfeinerte das Boot zu Hause, ich in Deutschland auf diesem ominösen Wendlinger-See. Manchmal besprochen wir einiges am Telefon und wenn wir Gelegenheit hatten, zu Hause zu trainieren, liefen wir fast immer vollkommen zusammen. Später machte ich mich wieder mit 960 km Reise in den ruhigen Westen auf-
Die Tage des Einsatzes in Ilawa kamen und vielleicht war Gottes Hilfe im Spiel, weil es auf dem wirklich Rauwasser gelang, in fanatischen Tempo das Rennen abzufahren. (Dieses konnte ich zwei Jahre später mit dem Vorläufer des Tritons auch in Mono-3 in Velenje wiederholen, aber da hatte Egon mehr Glück und gewann mit 2 sec Vorsprung) Ich verrate es, ich war schon seit einiger Zeit darauf programmiert und ein natürlicher Traum hat sich damit erfüllt, ich wurde Weltmeister.

Aber da die Bahn läuft weiter

Es wird auch eine Kerze auf der roseroten Torte sein, als ich gerade bei der Videoaufnahme gerade vor Nürnberger Spielwarenmesse schwimmend das Dampfschiff mit unseren Namen "Daytona Beach" schwimmend aus dem eiskalten Wasser des Neckars retten musste.

Mit freundlichen Grüßen
Josef Tóth

Göd in 2001.

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